Der Sohn des Glücks
Zusammenfassung
Im Roman «Der Sohn des Glücks» setzt Herbjørg Wassmo die Saga um Dina fort und entführt die Lesenden in die rauen und majestätischen Landschaften Norwegens des
1.Jahrhunderts. Diesmal steht Benjamin, Dinas Sohn, im Mittelpunkt der Erzählung, dessen Schicksal sich mit den Schatten der Vergangenheit und dem unerbittlichen Lauf der Zeit verwebt. Benjamin, aufgewachsen im Schatten einer starken und widersprüchlichen Mutter, sucht seinen eigenen Weg zwischen Pflicht und Leidenschaft, zwischen Erbe und eigenen Träumen. Sein Erwachsenwerden ist geprägt von inneren Konflikten, der Suche nach Liebe und Sinn sowie dem Kampf mit den Geistern der Vergangenheit, die weder ihn noch Dina loslassen. Durch die feinfühlige psychologische Prosa von Wassmo entfaltet sich eine komplexe Gefühlswelt, in der Schmerz und Hoffnung, Einsamkeit und das Streben nach Glück zu einem dichten Gewebe menschlichen Lebens verschmelzen. Der Roman ist durchdrungen von der Atmosphäre der nordischen Natur, in der jeder Windstoß und jeder Sonnenstrahl zum Spiegelbild der seelischen Stürme der Figuren wird.

Hauptideen
- Eintauchen in die komplexe innere Welt eines Menschen, der seinen Platz in der Geschichte und der eigenen Familie sucht
- Erforschung von Erbe und Erinnerung, bei denen die Vergangenheit untrennbar mit der Gegenwart verbunden ist und das Schicksal jedes Einzelnen in das Gewebe der Zeit eingewoben wird
- Feinsinnige Reflexion über Einsamkeit und das Streben nach Liebe als treibende Kraft, die Schmerz und Entfremdung überwinden kann
- Fragen nach Identität und Selbstbestimmung, die sich im Widerstreit zwischen persönlichen Wünschen und gesellschaftlichen Erwartungen entfalten
- Das Motiv der Überwindung von Traumata und der Sinnsuche in einer Welt voller Widersprüche und Verluste
- Poetische Darstellung der nordischen Natur als lebendiger Teil des menschlichen Dramas, der die inneren Stürme der Figuren widerspiegelt
Historischer Kontext und Bedeutung
Der Roman «Der Sohn des Glücks» von Herbjørg Wassmo ist fest in die norwegische Literatur eingewoben als eindringliche Fortsetzung der Dina-Saga, in der durch das Prisma persönlicher Dramen die raue und poetische nordische Wirklichkeit des
1.Jahrhunderts sichtbar wird. Wassmo gelingt es meisterhaft, die Atmosphäre einer Zeit zu erschaffen, in der patriarchale Strukturen auf erwachende Individualität treffen und die Schicksale der Figuren zum Spiegel des Kampfes um das Recht auf Selbstbestimmung werden. Das Buch vertieft nicht nur das Verständnis weiblicher Lebenswege und innerer Freiheit, sondern gibt auch jenen eine Stimme, die im Schatten der Geschichte zum Schweigen gezwungen waren. Sein Einfluss auf die Kultur zeigt sich in der Neubewertung weiblicher Identität, im wachsenden Interesse an historischen Wurzeln und in der Erweiterung des Horizonts norwegischer Prosa, in der Persönliches und Historisches zu einem lebendigen Strom der Zeit verschmelzen.
Hauptfiguren und ihre Entwicklung
- Dina Grønelvold – eine Heldin, deren Schicksal wie ein kunstvoll geschnitzter Faden Vergangenheit und Zukunft verbindet, erfüllt von Leidenschaft, Schmerz und unbändiger Lebensgier. Ihr Charakter ist ein Sturm, in dem Liebe und Einsamkeit, Stärke und Verletzlichkeit aufeinandertreffen, und ihre inneren Kämpfe spiegeln sich in jeder ihrer Handlungen wider. Dina scheut sich nicht, Konventionen herauszufordern; ihr Weg ist ein ständiges Überwinden von sich selbst und der Welt um sie herum.
- Benjamin – Dinas Sohn, dessen Leben unter dem schweren Schatten der mütterlichen Liebe und ihres komplexen Wesens steht. Er wächst heran, bemüht, seinen eigenen Weg zu finden, hin- und hergerissen zwischen dem Streben nach Freiheit und der unauflöslichen Bindung an die Mutter. Sein Erwachsenwerden ist eine Suche nach sich selbst, geprägt von Zweifeln, innerem Ringen und dem Verlangen nach Verständnis.
- Karl – Dinas Ehemann, ein zurückhaltender und besonnener Mann, dessen Schicksal sich mit dem stürmischen Wesen seiner Frau verknüpft. Seine Entwicklung zeigt sich in dem Versuch, Dina zu verstehen und anzunehmen, sowie in den inneren Konflikten zwischen Pflicht, Gefühlen und eigenen Wünschen.
Stil und Technik
Herbjørg Wassmos Stil in «Der Sohn des Glücks» zeichnet sich durch feine psychologische Tiefe und poetische Dichte aus. Die Sprache des Romans ist zurückhaltend, aber voller innerer Energie, die es ermöglicht, die komplexen seelischen Bewegungen der Figuren in knappen, manchmal fast telegraphischen Sätzen zu vermitteln. Wassmo beherrscht den inneren Monolog meisterhaft und lässt die Lesenden in den Bewusstseinsstrom der Charaktere eintauchen, ihre Ängste, Hoffnungen und Zweifel spüren. Natur- und Alltagsbilder sind eng mit dem Erzählgewebe verwoben und schaffen eine Atmosphäre nordischer Strenge und zugleich zerbrechlicher Schönheit. Die Autorin greift auf Symbolik und wiederkehrende Motive zurück, um die Zyklizität des Lebens und die Unausweichlichkeit des Wandels zu unterstreichen. Die Struktur des Romans lebt vom Wechsel zwischen Erinnerungen und Gegenwart, was der Erzählung besondere Tiefe und Vielschichtigkeit verleiht; die Komposition erinnert an ein Mosaik, in dem jedes Detail für das Verständnis des Ganzen bedeutsam ist. Wassmo vermeidet übermäßige Expressivität und bevorzugt eine ausdrucksstarke Zurückhaltung, wodurch emotionale Akzente besonders eindringlich und glaubwürdig wirken.
Interessante Fakten
- Im Mittelpunkt der Erzählung steht das Schicksal Dinas, einer Frau mit tragischer Vergangenheit, deren Leben sich vor der Kulisse der rauen nordischen Natur entfaltet, wo eisige Winde und tosende Wasser untrennbarer Teil ihrer inneren Welt werden.
- Der Roman ist durchdrungen von Motiven der Einsamkeit und der Suche nach sich selbst, und die Figuren wirken, als seien sie aus der Erde selbst geformt, erfüllt von Leidenschaft, Schmerz und unbändiger Lebensgier.
- Die Autorin verwebt meisterhaft Elemente nordischer Mythologie und Folklore in das Erzählgewebe und verleiht der Geschichte so besondere Tiefe und eine mystische Atmosphäre.
- Die Sprache des Romans ist von besonderer Poesie: Die Naturbeschreibungen und die Gefühle der Figuren klingen wie musikalische Phrasen und schaffen einen unverwechselbaren Erzählrhythmus.
- Das Buch greift Themen weiblicher Freiheit und des Kampfes um das Recht, man selbst zu sein, auf, was den Roman auch heute noch aktuell macht, obwohl die Handlung in einer historischen Epoche spielt.
Buchrezension
Der Roman «Der Sohn des Glücks» von Herbjørg Wassmo ist ein eindringliches und vielschichtiges Werk, in dem das Schicksal der Hauptfigur Dina sich weiter vor der rauen nordischen Natur und nicht minder heftigen menschlichen Leidenschaften entfaltet. Wassmo verwebt meisterhaft Motive von Einsamkeit, Selbstsuche und der Unausweichlichkeit der Vergangenheit und schafft eine Atmosphäre, in der jedes Wort von innerem Drama erfüllt ist. Kritiker heben die besondere Poesie der Sprache der Autorin hervor, ihr Gespür für feinste psychologische Nuancen und die Fähigkeit, lebendige, widersprüchliche Figuren zu erschaffen. «Der Sohn des Glücks» ist nicht nur eine Familiensaga, sondern eine tiefgründige Reflexion über den Preis der Freiheit, über Erbe und darüber, wie persönliche Geschichten in das Gewebe der Zeit eingewoben werden. Wassmo beweist erneut, dass ihre Prosa die tiefsten Saiten der Seele berühren kann und ihre Figuren uns lange begleiten, Mitgefühl, Bewunderung und das Verlangen wecken, die Seiten immer wieder neu zu lesen.