Engel und Narren
Zusammenfassung
Der Roman «Engel und Narren» von Edward Morgan Forster erzählt die Geschichte der jungen Witwe Lilia Herriton, die nach dem Tod ihres Mannes nach Italien reist, um sich zu erholen. Dort verliebt sie sich in den jungen Italiener Gino Carella und beschließt, ihn zu heiraten, was auf den Widerstand ihrer englischen Familie stößt. Die Familie Herriton, besorgt um Lilias Ruf und Zukunft, schickt ihre Schwiegermutter und den Bruder ihres verstorbenen Mannes nach Italien, um die Ehe zu verhindern. Ihre Bemühungen bleiben jedoch erfolglos, und Lilia bleibt in Italien. Bald darauf stirbt sie bei der Geburt ihres Sohnes, was eine neue Welle von Konflikten zwischen den Familien auslöst. Die englische Familie versucht, das Kind nach England zu holen, stößt dabei jedoch auf kulturelle und moralische Dilemmata. Der Roman erforscht Themen wie kulturelle Unterschiede, Vorurteile und menschliche Beziehungen und zeigt, wie der Versuch, das Schicksal anderer zu kontrollieren, zu tragischen Konsequenzen führen kann.

Hauptideen
- Konflikt zwischen Kultur und Individualität
- Kritik an der britischen Gesellschaft und ihren Vorurteilen
- Das Thema Liebe und ihre zerstörerischen Folgen
- Untersuchung menschlicher Beziehungen und ihrer Komplexität
- Problematik kultureller Unterschiede und des Unverständnisses
- Ironie und Satire in der Darstellung gesellschaftlicher Normen
Historischer Kontext und Bedeutung
Der Roman «Engel und Narren» von Edward Morgan Forster, veröffentlicht 1905, ist ein bedeutendes Werk im Kontext der englischen Literatur des frühen
1.Jahrhunderts. Es ist Forsters erstes veröffentlichtes Buch und legte den Grundstein für seine weitere literarische Laufbahn. Das Werk behandelt Themen wie den Zusammenprall der Kulturen zwischen England und Italien, gesellschaftliche Normen und persönliche Freiheit – Themen, die in einer Zeit des Wandels und der Neubewertung britischer Werte besonders aktuell waren. Forster nutzt seinen charakteristischen Stil voller Ironie und feiner psychologischer Analyse, um die inneren Konflikte der Figuren und ihre Wechselwirkungen mit der Außenwelt zu beleuchten. Der Einfluss des Romans auf die Kultur liegt in seiner Kritik an viktorianischen Werten und der Erforschung menschlicher Beziehungen – ein Markenzeichen von Forsters Schaffen, das spätere Autoren inspirierte, ein tieferes Verständnis für menschliche Natur und gesellschaftliche Strukturen zu suchen.
Hauptfiguren und ihre Entwicklung
- Lilia Herriton – eine junge Witwe, die nach Italien reist und sich in den Italiener Gino Carella verliebt. Ihre impulsiven Entscheidungen und die Ehe mit Gino sind der Auslöser für die folgenden Ereignisse. Lilia wird als jemand dargestellt, der nach Freiheit und neuen Erfahrungen strebt, doch ihre Naivität und Unerfahrenheit führen zu tragischen Konsequenzen.
- Philip Herriton – der Bruder von Lilias verstorbenem Ehemann, der nach Italien reist, um Lilia zurückzuholen. Er ist gebildet und kultiviert, doch sein Hochmut und seine Vorurteile hindern ihn daran, die wahren Gefühle und Motive anderer zu verstehen. Im Verlauf der Handlung erkennt Philip seine Fehler und entwickelt sich zu einem einfühlsameren und verständnisvolleren Menschen.
- Harriet Herriton – Philips Schwester, die ebenfalls nach Italien reist. Sie ist streng und konservativ und sieht es als ihre Pflicht, die Ehre der Familie zu schützen. Ihre Härte und Unnachgiebigkeit führen zu Konflikten und Tragödien, doch letztlich muss auch sie sich den Folgen ihres Handelns stellen.
- Caroline Abbott – Lilias Freundin, die sie nach Italien begleitet. Sie ist freundlich und mitfühlend und versucht, Lilia und ihrem Kind zu helfen. Caroline entwickelt sich zu einer Figur, die ihre eigenen Wünsche und Sehnsüchte erkennt, und ihr inneres Wachstum wird zu einem wichtigen Teil der Handlung.
- Gino Carella – der junge Italiener, den Lilia heiratet. Er ist charismatisch und attraktiv, aber auch egoistisch und unreif. Seine Beziehungen zu Lilia und den anderen Figuren zeigen die Komplexität kultureller und persönlicher Unterschiede.
Stil und Technik
Der Roman «Engel und Narren» von Edward Morgan Forster zeichnet sich durch einen eleganten und ironischen Stil aus, der für seine frühen Werke typisch ist. Forster verwendet eine klare und ausdrucksstarke Sprache, um die feinen Nuancen menschlicher Beziehungen und gesellschaftlicher Konflikte zu vermitteln. Das Buch ist reich an literarischen Mitteln wie Ironie, Symbolismus und Kontrast, die helfen, die Themen des kulturellen Aufpralls und der moralischen Dilemmata zu entfalten. Die Erzählstruktur ist linear, aber durchdrungen von emotionalen und philosophischen Reflexionen, die es dem Leser ermöglichen, tiefer in die Welt der Figuren einzutauchen. Forster verbindet meisterhaft Elemente von Komödie und Tragödie und schafft so eine vielschichtige Erzählung, die komplexe Fragen von Liebe, Pflicht und Vorurteilen untersucht. Die Dialoge sind lebendig und geistreich, was zur Dynamik der Handlung und zur Entwicklung der Charaktere beiträgt.
Interessante Fakten
- Das Buch ist der erste veröffentlichte Roman von Edward Morgan Forster und erschien 1905.
- Der Titel des Romans stammt aus einem bekannten Zitat von Alexander Pope: «Fools rush in where angels fear to tread» («Narren stürzen sich hinein, wo Engel sich nicht hinwagen»).
- Der Roman behandelt Themen wie kulturelle Kollision und Klassenunterschiede, die für viele spätere Werke Forsters charakteristisch werden.
- Die Handlung basiert teilweise auf Forsters eigenen Eindrücken von seinen Reisen nach Italien, was den Schilderungen des italienischen Lebens und der Kultur besondere Lebendigkeit und Authentizität verleiht.
- Das Buch wurde 1991 unter dem gleichen Titel verfilmt, mit bekannten Schauspielern wie Helena Bonham Carter und Judy Davis.
- Der Roman kritisiert viktorianische gesellschaftliche Normen und Einschränkungen, was ihn auch heute noch relevant macht.
Buchrezension
Der Roman «Engel und Narren» von Edward Morgan Forster wird oft als scharfsinnige und kluge Kritik an den gesellschaftlichen Normen und Vorurteilen des viktorianischen Englands betrachtet. Kritiker heben hervor, dass Forster den Kontrast zwischen englischer und italienischer Kultur meisterhaft nutzt, um die Heuchelei und Engstirnigkeit der britischen Gesellschaft zu verdeutlichen. Die Hauptfigur Lilia Herriton wird zum Symbol für das Streben nach Freiheit und Selbstverwirklichung, was zu tragischen Folgen führt. Forster gelingt es, komplexe menschliche Beziehungen und innere Konflikte eindrucksvoll darzustellen, wodurch der Roman auch heute noch aktuell bleibt. Kritiker betonen zudem, dass der Autor lebendige und einprägsame Charaktere geschaffen hat, die dem Leser lange im Gedächtnis bleiben. Insgesamt gilt «Engel und Narren» als bedeutendes Werk im literarischen Erbe Forsters, das sein frühes Talent und seine Fähigkeit zu tiefgreifender Gesellschaftsanalyse eindrucksvoll demonstriert.