Shakespeares Gedächtnis
Buchrezension
«Shakespeares Gedächtnis» von Jorge Luis Borges ist ein raffiniertes intellektuelles Spiel, in dem der Autor erneut seine Lieblingsthemen aufgreift: das Wesen der Erinnerung, Identität und die Grenzen des menschlichen Bewusstseins. Borges verwebt die Motive des literarischen Erbes meisterhaft in den Text und verwandelt die Erinnerung in eine kostbare und gefährliche Gabe, die die Persönlichkeit zerstören und die Individualität im fremden Genie auflösen kann. Kritiker heben die filigrane Arbeit mit der Metapher hervor: Shakespeares Gedächtnis wird nicht nur zur Allegorie, sondern zu einem lebendigen, pulsierenden Wesen, das in das Leben des Helden eindringt. Borges’ Sprache ist klar und präzise, jeder Satz ist mit philosophischem Unterton gefüllt, und die Erzählung balanciert an der Grenze zwischen Realität und Mystifikation. «Shakespeares Gedächtnis» ist ein Werk, in dem das Echo der Weltliteratur auf die beunruhigende Frage trifft: Kann der Mensch die Bürde fremden Genies tragen, ohne sich selbst zu verlieren? Es ist eine rätselhafte Erzählung, die den Leser über das Wesen der Erinnerung und den Preis der Unsterblichkeit nachdenken lässt.
