Ein Glas Milch, bitte
Buchrezension
Herbjørg Wassmos Roman «Ein Glas Milch, bitte» ist eine eindringliche und schonungslos ehrliche Erzählung über die Zerbrechlichkeit menschlichen Schicksals und die Kraft des Überlebens. Die Autorin verwebt meisterhaft das Schicksal der jungen Mila, die sich in einem fremden Land wiederfindet, wo jeder neue Tag zur Bewährungsprobe wird, in das Geflecht der Handlung. Wassmo scheut sich nicht, über Schmerz und Demütigung, Angst und Einsamkeit zu sprechen, tut dies jedoch mit bemerkenswerter Feinfühligkeit und ermöglicht es den Lesenden, nicht nur mit der Heldin mitzufühlen, sondern auch über das Wesen des Mitgefühls nachzudenken. Kritiker heben hervor, dass die Sprache des Romans von zurückhaltender Poesie geprägt ist und die Atmosphäre eine beunruhigende Klarheit besitzt, wie nordische Luft, erfüllt von der Erwartung eines Wandels. «Ein Glas Milch, bitte» ist nicht nur eine Geschichte über Migration und Ausbeutung, sondern auch eine tiefgründige Reflexion über menschliche Würde, die selbst der härtesten Ungerechtigkeit standzuhalten vermag. Das Buch hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck und lädt dazu ein, immer wieder zu den Seiten zurückzukehren, um im Schicksal Milas das Spiegelbild zahlloser namenloser Lebenswege unserer Zeit zu erkennen.
