Shirley
Buchrezension
«Shirley» von Charlotte Brontë ist ein Roman, in dem die rauen Winde des industriellen Englands auf die feinen Regungen weiblicher Seelen treffen. Kritiker betonen, dass die Autorin soziale und wirtschaftliche Konflikte der Luddistenzeit meisterhaft in die Erzählung einwebt und vor dem Hintergrund von Fabrikschloten und aufgewühlten Unruhen lebendige Porträts zweier Heldinnen – der zurückhaltenden Caroline und der unabhängigen Shirley – schafft. Brontë verzichtet auf die gewohnte gotische Melodramatik und taucht tief in die Psychologie und das Innenleben von Frauen ein, die in einer Männerwelt ihre eigene Stimme suchen. Die Sprache des Romans ist reich und bildhaft, die Dialoge sind von aufrichtiger Leidenschaft und Überlegungen zu Freiheit, Liebe und Pflicht durchdrungen. Trotz einer gewissen Schwere der Handlungsstränge beeindruckt «Shirley» durch Ehrlichkeit und Mut sowie durch den feinen Humor und die Ironie, mit denen die Autorin auf die Gesellschaft blickt. Das Buch wirkt wie ein reifes Werk, in dem Persönliches und Gesellschaftliches zu einem komplexen, facettenreichen Muster verwoben sind, das beim Leser das Gefühl der Verbundenheit mit den Schicksalen der Figuren und ihrer Zeit hinterlässt.
