Furcht und Elend des Dritten Reiches
Stil und Technik
Brechts Stil in «Furcht und Elend des Dritten Reiches» ist äußerst lakonisch und zurückhaltend, fast bis auf die Nervenenden freigelegt, um die Wahrheit des Lebens nicht durch unnötige Details zu verdecken. Seine Sprache ist scharf, entblößt, voller bitterer Ironie, in der jedes Wort die Unruhe der Zeit widerspiegelt. Brecht setzt meisterhaft Verfremdungseffekte ein: Die Dialoge klingen absichtlich alltäglich, die Figuren wirken von sich selbst distanziert, und die Szenen sind fragmentarisch wie Ausschnitte aus Zeitungsberichten. Die Struktur des Buches ist mosaikartig: Vor dem Leser entfaltet sich eine Reihe kurzer Szenen-Novellen, von denen jede für sich steht, die zusammen jedoch ein tragisches Panorama alltäglichen Schreckens und der Unterdrückung ergeben. Der Autor vermeidet psychologische Tiefe und zeigt lieber nicht das Innenleben der Figuren, sondern ihre Handlungen, Gesten, Intonationen, was das Gefühl von Ausweglosigkeit und Entfremdung verstärkt. Brecht nutzt virtuos knappe Regieanweisungen, kontrastreiche Dialoge, wiederkehrende Motive von Angst und Schweigen und schafft so eine Atmosphäre bedrückender Ungewissheit und allgegenwärtigen Misstrauens, in der jedes Wort zur Denunziation und jedes Schweigen zum Urteil werden kann.
