Der Reisende an den Toren der Weisheit
Buchrezension
«Der Reisende an den Toren der Weisheit» von John Boyne ist eine groß angelegte Erzählung, in der sich ein menschliches Schicksal vor dem Hintergrund von Jahrtausenden und zahllosen Kulturen entfaltet. Der Autor verwebt meisterhaft Motive ewiger Suche, Angst und Hoffnung in das Gewebe des Romans und lässt den Leser wie auf einer flüchtigen Wasseroberfläche durch die Epochen gleiten. Boyne erschafft eine außergewöhnliche Mosaikstruktur: ein Held, viele Leben, wechselnde Namen und Gesichter, aber ein unveränderliches Wesen – die Sehnsucht nach Liebe, das Streben nach Gerechtigkeit und der Kampf mit dem eigenen Schatten. Kritiker loben die Kühnheit des Konzepts und die Poesie der Sprache, bewundern, wie der Autor das Persönliche und das Universelle, das Individuelle und das Ewige verbindet. Einige weisen jedoch auf die übermäßige Wiederholung von Motiven und eine gewisse Mechanik in den Übergängen zwischen den Epochen hin, was gelegentlich das emotionale Eintauchen erschwert. Dennoch ist Boynes Roman ein seltenes Beispiel literarischen Experiments, in dem die Geschichte der Menschheit zum Spiegel für jeden von uns wird und die Reise des Helden zur Metapher für die unendliche Suche nach Sinn und Wahrheit.
