Der dritte Mann
Zusammenfassung
Der Roman «Der dritte Mann» von Graham Greene spielt im Nachkriegs-Wien, das in vier Besatzungszonen aufgeteilt ist. Der Protagonist, der Schriftsteller Rollo Martins, kommt auf Einladung seines Freundes Harry Lime in die Stadt, erfährt jedoch, dass dieser kürzlich bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Die Umstände von Limes Tod wecken jedoch Martins' Verdacht, und er beginnt seine eigene Untersuchung. Dabei stößt er auf die mysteriöse Figur des «dritten Mannes», der Zeuge des Unfalls gewesen sein soll. Allmählich deckt Martins auf, dass Lime in den Schwarzmarkt und den Handel mit verdünntem Penicillin verwickelt war, was zu zahlreichen Todesfällen führte. Die Geschichte endet dramatisch, als Martins eine schwierige Entscheidung in Bezug auf seinen Freund treffen muss.

Hauptideen
- Erforschung der moralischen Zweideutigkeit und Amoralität in der Nachkriegsgesellschaft.
- Thema von Verrat und Freundschaft, wie persönliche Beziehungen unter Druck geraten können.
- Fragen zur Natur des Bösen und des menschlichen Gewissens, wie Menschen ihre Handlungen rechtfertigen.
- Darstellung des zerstörten und geteilten Wiens als Metapher für moralisches und physisches Chaos.
- Konflikt zwischen Idealismus und Zynismus, wie verschiedene Charaktere diese gegensätzlichen Weltanschauungen verkörpern.
- Die Rolle von Zufall und Schicksal im Leben der Menschen, wie unerwartete Ereignisse den Lauf der Dinge verändern können.
- Thema von Korruption und moralischem Verfall in der Gesellschaft, wie Krieg und seine Folgen die Menschen beeinflussen.
Historischer Kontext und Bedeutung
Der Roman «Der dritte Mann» von Graham Greene, geschrieben 1949, ist ein bedeutendes Werk im Genre des Spionagethrillers und Krimis. Die Handlung spielt im Nachkriegs-Wien, was dem Werk einen besonderen historischen Kontext verleiht, indem es die Atmosphäre der geteilten Stadt und die Spannungen des Kalten Krieges widerspiegelt. Greene, ein Meister des psychologischen Porträts, erschafft komplexe und facettenreiche Charaktere, was das Werk nicht nur spannend, sondern auch tiefgründig in der Erforschung der menschlichen Natur macht. Das Buch hatte einen erheblichen Einfluss auf die Kultur und diente als Grundlage für den gleichnamigen Film, der 1949 von Regisseur Carol Reed gedreht wurde und sowohl von Kritikern als auch vom Publikum anerkannt wurde. Der Film wurde seinerseits zu einem Klassiker des Weltkinos, und sein berühmtes musikalisches Thema von Anton Karas erlangte Kultstatus. Somit hat «Der dritte Mann» von Graham Greene nicht nur den Zeitgeist eingefangen, sondern auch ein bedeutendes Erbe in Literatur und Filmkunst hinterlassen.
Hauptfiguren und ihre Entwicklung
- Rollo Martins - der Protagonist, ein Autor von billigen Westernromanen, der auf Einladung seines Freundes Harry Lime nach Wien kommt. Im Verlauf der Handlung wird er mit der Realität des Nachkriegs-Wiens konfrontiert und deckt das Geheimnis um Lime auf. Martins entwickelt sich von einem naiven und vertrauensvollen Menschen zu einem reiferen und informierten, der sich der moralischen Dilemmata und der Komplexität der menschlichen Natur bewusst wird.
- Harry Lime - der geheimnisvolle und charismatische Freund von Martins, der in kriminelle Aktivitäten verwickelt ist. Sein Charakter entwickelt sich durch Erinnerungen und Erzählungen anderer Figuren sowie durch seine eigenen Handlungen, die seine Amoralität und Manipulationsfähigkeit offenbaren. Lime symbolisiert den moralischen Verfall und Zynismus der Nachkriegsgesellschaft.
- Anna Schmidt - Schauspielerin und Geliebte von Harry Lime, die in seine kriminellen Machenschaften verwickelt wird. Sie erlebt einen inneren Konflikt zwischen ihrer Liebe zu Lime und der Erkenntnis seiner wahren Natur. Anna stellt eine tragische Figur dar, deren Hingabe und Gefühle zu einem persönlichen Drama führen.
- Major Calloway - ein britischer Offizier, der die Aktivitäten von Lime untersucht. Er repräsentiert die Stimme der Vernunft und Gerechtigkeit, indem er versucht, die Wahrheit aufzudecken und die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen. Calloway spielt eine wichtige Rolle bei der Aufklärung von Limes Verbrechen und hilft Martins, die Realität zu erkennen.
Stil und Technik
Der Roman «Der dritte Mann» von Graham Greene ist im Genre des Thrillers und Krimis geschrieben, was sich in seiner spannungsgeladenen und geheimnisvollen Atmosphäre widerspiegelt. Greene verwendet eine prägnante und präzise Sprache, um die Atmosphäre des Nachkriegs-Wiens zu schaffen, in dem die Handlung spielt. Die Beschreibung der Stadt, ihrer zerstörten Straßen und Schatten, spielt eine wichtige Rolle bei der Schaffung eines düsteren Hintergrunds für die Handlung. Die Struktur der Erzählung ist um die Untersuchung herum aufgebaut, was es ermöglicht, die Geheimnisse und Motive der Charaktere allmählich zu enthüllen. Greene nutzt geschickt Dialoge, um Charaktere zu entwickeln und die Handlung voranzutreiben. Ein wichtiges literarisches Mittel ist der Einsatz eines unzuverlässigen Erzählers, was ein Element der Unsicherheit und Intrige hinzufügt. Der Autor verwendet auch Symbolik, zum Beispiel in der Darstellung Wiens als geteilte Stadt, die den inneren Konflikt der Helden widerspiegelt. Die Komposition des Romans ist sorgfältig durchdacht, mit einem allmählichen Anstieg der Spannung und unerwarteten Wendungen, die die Aufmerksamkeit des Lesers bis zum Ende fesseln.
Interessante Fakten
- Das Buch wurde als Drehbuch für einen Film geschrieben und nicht als eigenständiges literarisches Werk. Graham Greene schuf es speziell für den gleichnamigen Film, der zu einem Klassiker des Kinos wurde.
- Die Handlung des Romans spielt im Nachkriegs-Wien, was dem Werk eine Atmosphäre von Spannung und Unsicherheit verleiht, die für diese Zeit charakteristisch ist.
- Der Protagonist, Rollo Martins, ist ein Autor von billigen Westernromanen, was seinem Charakter, der sich im Zentrum von Spionageintrigen befindet, eine ironische Note verleiht.
- Eines der Schlüsselthemen des Buches ist die moralische Zweideutigkeit, die die komplexen Beziehungen zwischen den Charakteren und ihren Handlungen widerspiegelt.
- Im Buch gibt es die berühmte Szene auf dem Riesenrad im Wiener Prater, die zu einer der denkwürdigsten Szenen der Filmgeschichte wurde.
- Graham Greene nutzte seine Eindrücke von seinem Aufenthalt in Wien im Jahr 1948, um eine realistische Atmosphäre der Stadt zu schaffen, die zwischen den vier alliierten Mächten aufgeteilt war.
Buchrezension
«Der dritte Mann» von Graham Greene ist ein fesselnder Thriller, der den Leser in die Atmosphäre des Nachkriegs-Wiens eintauchen lässt. Kritiker loben Greenes Geschick, eine spannungsgeladene und düstere Atmosphäre zu schaffen, die den gesamten Roman durchzieht. Die Geschichte von Holly Martins, der nach Wien kommt, um an der Beerdigung seines Freundes Harry Lime teilzunehmen und in ein Netz von Intrigen und Täuschungen verwickelt wird, hält bis zur letzten Seite in Atem. Greene kombiniert geschickt Elemente des Krimis und der psychologischen Dramatik, indem er vielschichtige Charaktere und komplexe moralische Dilemmata schafft. Besonderes Augenmerk wird auf die Figur von Harry Lime gelegt, der trotz seiner physischen Unsichtbarkeit im Großteil des Buches eine zentrale Figur bleibt, die alle Ereignisse beeinflusst. Kritiker betonen auch, dass «Der dritte Mann» nicht nur eine spannende Handlung bietet, sondern auch eine tiefgehende Untersuchung der menschlichen Natur und der moralischen Kompromisse, die Menschen bereit sind einzugehen. Greene zeigt einmal mehr sein Können in der Schaffung von Dialogen und Beschreibungen, die das Nachkriegs-Wien lebendig werden lassen und es zu einem vollwertigen Teilnehmer der Ereignisse machen. Insgesamt gilt «Der dritte Mann» als eines der besten Werke von Greene, das weiterhin die Aufmerksamkeit von Lesern und Kritikern durch seine Komplexität und Tiefe auf sich zieht.
- ,
- ,
- ,
- ,
- ,
- ,